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So verstehen Sie die Sprache der Pferde

Pferde sind einfach faszinierend. Sie begeistern uns mit ihrem Wesen, ihrer Kraft und Anmut. Für den sicheren Umgang mit den Vierbeinern ist es besonders wichtig, das Tier zu verstehen. Aber was genau bedeutet es nun, wenn ein Pferd mit dem Huf stampft oder die Ohren anlegt? Was drückt es durch Laute oder seine Schweifhaltung aus? Wir haben das einmal für Sie zusammengefasst.

Auf einen Blick: Pferdesprache

  • Pferde kommunizieren über Körpersprache. Besonders wichtig sind dabei die Ohren, Augen und der Schweif.
  • Das Verständnis der Pferdesprache ist wichtig, damit Unfälle vermieden werden.
  • Bodenarbeit fördert die Kommunikation zwischen Mensch und Tier.

Warum ist es wichtig, die Signale des Pferdes zu (er)kennen?

Pferde und auch Ponys sind stark und schwer. Sie können einen Menschen leicht verletzen, auch wenn sie das gar nicht beabsichtigen. Das tun sie normalerweise nicht aus Boshaftigkeit. Zu Unfällen kommt es eher durch uns Menschen, weil wir entweder das Verhalten und die Signale des Tieres nicht kennen, sie ignorieren oder schlichtweg leichtsinnig handeln. Wer sein Pferd beispielsweise in Flip-Flops zur Weide bringt, muss sich nicht wundern, wenn das übermütig-herumzappelnde Tier dabei den Fuß trifft … Um sicher mit einem Pferd umgehen zu können, sollte man die natürlichen Instinkte sowie die Körpersprache kennen - dadurch können bereits viele Unfälle vermieden werden.

Pferde kommunizieren über ihren Körper

Pferde sind Flucht- und Herdentiere, die über Jahrtausende hinweg ihre eigene Sprache entwickelt haben - nämlich die über ihren Körper.

Da die Tiere sehr gut sehen und hören, können sie kleinste Veränderungen an ihren Herden-Mitgliedern wahrnehmen. Und das auch über größere Entfernungen. Das war insofern wichtig, damit sie sich in der freien Wildbahn gegenseitig vor gefährlichen Raubtieren warnen und flüchten konnten. Dieser Instinkt ist auch heute noch in unseren domestizierten Pferden vorhanden.

Innerhalb der Herde zeigen die Tiere anhand ihrer Mimik, Gestik, Körperhaltung und -spannung, in welcher Gemütslage sie sich befinden. Freunde dürfen sich gegenseitig beknabbern, Feinde gehen sich lieber aus dem Weg. Da der Mensch nicht in die Kategorie "Herdentier" fällt, kann es deshalb gelegentlich zu Kommunikationsproblemen kommen. Um dies zu vermeiden, erklären wir Ihnen an den einzelnen Körperteilen, wie Sie die Stimmung eines Pferdes erkennen können. Denn das erleichtert das Miteinander ungemein und führt zu einer stärkeren, vertrauensvollen Bindung.Allerdings gilt: Beachten Sie nicht nur "das eine" Körperteil alleine. Pferdige Kommunikation ist immer ein Zusammenspiel aus mehreren Gesten.

So kommunizieren Pferde mit den Ohren

Pferdeohren sind extrem beweglich - sie können sie sogar unabhängig voneinander bewegen. Das Ohrenspiel zeigt an, ob das Pferd gerade aufmerksam, ängstlich oder gereizt ist.

  • Das Pferd hat die Ohren gespitzt und steil aufgerichtet? Dann ist es konzentriert und interessiert.
  • Das Pferd richtet ein Ohr in Ihre Richtung? Das ist ein gutes Zeichen! Denn es konzentriert sich auf Sie, während es mit dem anderen Ohr aufmerksam auf die Umgebung achtet.
  • Bei eng angelegten Ohren ist Vorsicht geboten! Diese Geste deutet darauf hin, dass das Pferd Gefahr lauert oder aggressiv ist. Manchmal ist es aber auch einfach "nur" mal schlecht gelaunt. Beim Reiten allerdings können eng anliegende Ohren auch ein Zeichen für Konzentration sein.
  • Bei leicht nach hinten oder zur Seite geneigte Ohren kann das Tier entspannt, gelangweilt oder einfach müde sein.

Maul und Nüstern

Das Pferdemaul ist extrem sensibel und lässt viele Gemütszustände erkennen. Eine locker hängende Unterlippe bspw. deutet darauf hin, dass das Pferd entspannt döst oder schläft. Eine stark verkniffene bzw. zusammengepresste Maulpartie hingegen kann Schmerzen oder Unwohlsein anzeigen.

Mit den Nüstern "spricht" das Pferd ebenfalls: Sind sie geweitet, kann es aufgeregt und/oder ängstlich sein. Pferde haben einen sehr feinen Geruchssinn - sobald es einen unbekannten oder verängstigenden Geruch wahrnimmt, stellt es sich deshalb auf eine mögliche Flucht ein.

Etwas merkwürdig erscheint das so genannte "Flehmen": Dabei nimmt das Pferd den Kopf hoch und streckt die Oberlippe in die Luft. Pferde flehmen, wenn sie einen besonderen Geruch bemerken - dadurch werden die Nüstern verschlossen und der Geruch intensiver wahrgenommen. Häufiges Flehmen kann allerdings auch auf Schmerzen hinweisen, bspw. bei einer Kolik.

Augen

Natürlich sind auch Pferdeaugen ein aussagekräftiges Stimmungsbarometer

  • sind sie wach, lebhaft und glänzen, geht es dem Vierbeiner gut.
  • Panische Pferde rollen mit den Augen bis der weiße Teil des Auges sichtbar wird. Versuchen Sie das Tier umgehend zu beruhigen.
  • Trübe und stumpfe Augen bzw. ein ausdrucksloser Blick zeigen normalerweise Schmerzen und Unwohlsein an. Pferde leiden stumm - sie können uns leider nicht erzählen, was sie bedrückt oder was sie gerade empfinden. Deshalb sind stumpfe, trübe Augen ein untrügliches Zeichen, dass etwas nicht stimmt. Schlägt das Pferd dann bspw. während des Reitens mit dem Kopf, drückt den Rücken weg oder beginnt zu buckeln, sollten Sie sich mal auf Schmerzsuche begeben.

Schweif

  • Ist der Schweif etwas angehoben und pendelt? Dann ist das ein Hinweis auf Entspannung. Ein angehobener Schweif kann auch besonders gute Laune und Übermut ausdrücken.
  • Schlägt das Pferd energisch mit dem Schweif, ist es vermutlich unzufrieden. Allerdings vertreibt es mit kräftigen Schlägen auch Fliegen oder andere nervende Insekten. Manchmal tritt das Pferd dann auch mit den Beinen - Passen Sie deshalb besonders im Sommer auf, dass Sie nicht versehentlich getroffen werden.
  • Sollte das Tier seinen Schweif zwischen die Hinterbeine geklemmt haben, kann dies auf ein ängstliches Verhalten hinweisen.

Hufe und Beine

Stampft oder scharrt ein Pferd mit dem Huf, zeigt es damit seine Ungeduld. Es kann aber auch eine Warnung sein, wenn Sie bspw. gerade eine schmerzempfindliche Stelle berührt haben.

Ein angewinkeltes Hinterbein mit aufgestelltem Huf und dazu ein gesenkter Kopf sind hingegen ein untrügliches Zeichen, dass das Tier entspannt ist oder döst.

Wiehern, Schnauben, Quieken - manchmal sprechen Pferde auch hörbar

Ja, Pferde kommunizieren hauptsächlich über ihren Körper. Trotzdem hat sicherlich jeder Pferdefreund schon einmal das Wiehern, Schnauben oder auch ein Quietschen wahrgenommen. Natürlich gehören auch diese Geräusche zur Pferdesprache. Pferde wiehern in der Regel allerdings nur selten - zum Beispiel, wenn der Boxennachbar, Kumpel oder einfach der "Gesprächspartner" zu weit entfernt ist. Stuten rufen so auch nach ihren Fohlen. Für das Pferd ist das Wiehern ein Distanzruf. So macht es auf sich aufmerksam. Gelegentlich ist auch ein tiefes Brummen zu hören - das ist sozusagen eine freudige Begrüßung. Tatsächlich brummen viele Vierbeiner auch, um "ihrem" Menschen "Hallo“ zu sagen. Ertönt hingegen ein schrilles Quieken, ist die Lage ernster: Das Pferd könnte verärgert sein.

Ein regelrechtes "Kampfgeschrei" setzen Stuten und Hengste ein, wenn es um die Position in der Rangordnung geht. Das ist dann meistens mit ausschlagenden Hinterhufen, Drohgebärden wie Steigen und stürmischen Kämpfen verbunden.

Das typische "Schnauben" zeigt hingegen Entspannung und Zufriedenheit an.

Übrigens: Das Pferd achtet natürlich auch auf Ihre Körpersprache! Die klugen Tiere sind in einem gewissen Maß in der Lage, die Stimmung eines Menschen anhand seiner Körperhaltung und Mimik zu erkennen.

Wie zeigt das Pferd, dass es Sie mag?

Natürlich möchte jeder Pferdebesitzer, dass das eigene Pferd ihn mag. Da sie uns das aber nicht sagen können, zeigen sie es uns. Auch Sympathie uns gegenüber kommunizieren sie über ihre Körpersprache. Das macht aber natürlich jedes Pferd auf seine ganz eigene Art und Weise. Und nur in den wenigsten Fällen zeigen sie ihre Zuneigung besonders offensichtlich - also bspw. durch den gestreckten Galopp ans Gatter, sobald "sein" Mensch in Sichtweite ist.

Es sind eher viele kleine Gesten, die zeigen, ob sie jemanden mögen. Deshalb sollten Sie Ihr Pferd immer genau beobachten. Und das am besten regelmäßig und über einen längeren Zeitraum hinweg. Denn auch unsere Vierbeiner haben gute und schlechte Tage, sind mal gestresst oder müde - deshalb können einzelne Tage immer nur Momentaufnahmen sein. Doch es gibt ein paar Anzeichen, mit denen sie uns ihre Sympathie zeigen.

  • Das Pferd hält sich gern in Ihrer Nähe auf und folgt Ihnen sogar.
  • Es kann sich bei Ihnen entspannen: Eine hängende Unterlippe und ein angewinkeltes Hinterbein in Ihrer Gegenwart sind untrügliche Zeichen, dass es Ihnen vertraut und entspannt.
  • Das zeigt sich auch, wenn das Pferd den Menschen als "Herde“ anerkennt. Geht es beispielsweise so entspannt mit Ihnen ins Gelände wie mit einem Artgenossen, ist das eine sehr gute Bindung.
  • Es richtet in einer ungewohnten Situation die Aufmerksamkeit auf Sie, statt die Flucht zu ergreifen.
  • Auch die Begrüßung zeigt, ob der Vierbeiner jemanden mag: Mit einem tiefen, freudigen Brummeln sagt es "Hallo". Das Beschnuppern des Handrückens ist so eine Art Handschlag.
  • Das Pferd hebt es den Kopf, wenn es gerufen wird oder kommt einen (oder ein paar) Schritt auf Sie zu.
  • Ein Zeichen für Zuneigung ist auch, wenn es dem Menschen erlaubt, auf beiden Seiten zu stehen. Das klingt erst einmal komisch. Doch ein gestresstes Pferd kann versuchen, den Menschen mehr auf die linke Seite zu bekommen. Denn was es mit dem linken Auge wahrnimmt, wird an die rechte Gehirnhälfte weitergeleitet. Dort verarbeitet der Vierbeiner aufregende, emotionale und stressige Erlebnisse. Das bedeutet im Umkehrschluss: Möchte das Pferd Sie auf der linken Seite haben, hat es noch Stress mit Ihnen.
  • Ein höfliches Pferd mag jemanden ebenfalls. Das zeigt sich darin, wenn es beim Putzen den Kopf senkt oder auch mal einen Schritt zurück oder zur Seite weicht.

Die Kommunikation mit Bodenarbeit verbessern

Aller Anfang ist schwer. Gerade wenn man sich neu kennenlernt, muss man sich erst einmal aufeinander einstellen. Das geht nicht von heute auf morgen. Und je nach Charakter ist auch schon mal Geduld gefragt. Eine Methode, mit der man seine Verbindung zum Pferd stärken kann, ist die Bodenarbeit. Sie umfasst alle Aktivitäten mit dem Pferd, die vom Boden aus gemacht werden. Dazu gehören bspw. Gelassenheitstraining, Zirkuslektionen und auch das Longieren. Bodenarbeit bringt nicht nur Abwechslung in den Trainingsalltag, sondern stärkt vor allem auch das Vertrauen. Das ist wichtig, damit die Zusammenarbeit zwischen Pferd und Mensch harmonisch und respektvoll funktioniert. Denn nur so ist ein sicherer Umgang miteinander möglich. Gezielte Bodenarbeit hat außerdem gymnastizierende Effekte: Es baut Muskeln auf, lockert oder dehnt sie. Auch neue oder besonders anspruchsvolle Lektionen können zunächst vom Boden aus trainiert werden. Durch die veränderte Perspektive werden außerdem Probleme anders erfasst und im besten Fall gelöst. Einige Übungen fördern zudem die Konzentrationsfähigkeit und regen das Pferd zum Mitdenken an.

Natürlich ist die pferdige Kommunikation ein Zusammenspiel der verschiedenen Gesten. Deshalb ist es wichtig, sich Zeit für die Tiere zu nehmen und sie zu beobachten. So kommt man schnell darauf, wie sie untereinander - und auch mit dem Menschen - "reden“. Die Sprache der Pferde lernt man nur, indem man Zeit miteinander verbringt.

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